Interviews

Interview mit Angela Luci-Greulich

„Deutsche in Paris“ interviewt Deutsche oder deutsch sprechende über Ihr Leben in Paris oder Frankreich. Mit dieser Interviewserie wollen wir zeigen was Deutsche motiviert hat nach Frankreich zu kommen, wie sie sich hier eingelebt haben und welche Tipps sie anderen mit auf den Weg geben können.

Zum Auftakt hat Angela Luci-Greulich sich unseren Fragen gestellt. Angela ist 33 Jahre alt und lebt seit 2006 in Paris, sie arbeitet als Juniorprofessorin (maître de conférénces) an der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne im Bereich Volkswirtschaft.

DIP: Wann und warum sind Sie nach Frankreich gekommen?
A. L-G:
Ich habe während meines Studiums im Jahr 2003/2004 ein Erasmusjahr in Toulouse gemacht und bin dann nach meinem Studium nach Paris gezogen, um in Frankreich zu promovieren (deutsch-französische cotutelle).

DIP: Haben Sie schon Französisch gesprochen?
A. L-G: Ich habe in der Schule 3 Jahre Französisch gelernt und anschließend an der Volkshochschule noch einige Kurse belegt. Ich hatte anfangs sehr große Probleme, mich mündlich auszudrücken und Leute zu verstehen, schriftlich ging es aber etwas besser. Besonders Behördengänge waren anfangs schwierig für mich (Wohnung, Bankkonto, Telefon organisieren etc.). Wirklich flüssig französisch sprechen konnte ich ca. nach 2 Jahren Vollzeit-Aufenthalt in Frankreich. Geholfen hat mir dass ich in meinem Arbeitsumfeld nur französische Kollegen/innen hatte.

DIP: Wie haben Sie eine Arbeit in Frankreich bekommen?
A. L-G: Ich habe in Frankreich promoviert, dann habe ich für 2 Jahre am demographischen Forschungsinstitut INED als „post-doc“ gearbeitet (Forschungsprojekt für die Europäische Kommission), und anschließend habe ich mich um eine Stelle als Juniorprofessorin in Paris beworben. Ich bin nun hier verbeamtet. Im akademischen Bereich und der Forschung können die Beamtenstellen international besetzt werden.

DIP: Was haben Sie gemacht um soziale Kontakte zu bekommen?
A. L-G: Als Stipendiatin der Friedrich Ebert Stiftung hatte ich einige Kontakte zu anderen deutschen StudentInnen in Paris. Am Forschungsinstitut INED kam ich auch viel mit anderen französischen DoktorantInnen in Kontakt. Ansonsten einfach Freunde über Freunde über deren Freunde etc. kennenlernen!

DIP: Welche Anlaufstellen / Services / Institutionen haben Ihnen das Einleben erleichtert?
A. L-G: Am Anfang meines Aufenthalts in Paris habe ich mir einen Nebenjob gesucht, bei dem meine Deutschkenntnisse von Vorteil waren. Ich habe am Goethe-Institut einen Aushang gemacht und dort meine Babysitter-Dienste auf Deutsch angeboten, und bekam darauf hin sehr viele Rückmeldungen.

DIP: Können Sie Firmen oder Services empfehlen, die Ihnen den Start erleichtert haben?
A. L-G: Das Goethe-Institut sowie das Heinrich Heine Haus in der Cité Universitaire veranstalten regelmäßig sehr gute politische und kulturelle Veranstaltungen, die dem Austausch von Deutschen und Franzosen dienen. Das Arlequin Kino in der rue de Rennes veranstaltet regelmäßig deutsche Filmwochen.

DIP: Welche speziellen Tipps können Sie Neueinwanderern geben?
A. L-G: Sich mindestens 1 Jahr Zeit zum eingewöhnen lassen. Paris ist oft sehr groß und stressig und es braucht einfach Zeit, die schönen Dinge der Stadt im Alltag wieder zu entdecken, wenn man einmal nicht mehr Tourist ist sondern jeden Tag „metro-boulot-dodo“ macht.

DIP: Was gefällt Ihnen besonders gut in Frankreich und was vermissen Sie aus Deutschland?
A. L-G: Mir gefallen die beheizten Straßen-Cafés die zu jeder Tages- und Nachtzeit und bei jeder Witterung gut besucht sind. Im Herbst bei Abenddämmerung ist Paris am schönsten. Aus Deutschland vermisse ich die vielen Badeseen und Grillmöglichkeiten im Grünen, die sich rings um viele Großstädte befinden.

Mehr Infos über die Arbeit von Angela Luci-Greulich finden Sie hier : www.genderdebate.com

Weitere interessante Veröffentlichungen:
Frauen auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland und Frankreich – Warum es Französinnen besser gelingt, Familie und Beruf zu vereinbaren.

Finanzielle Familienunterstützung und deren Auswirkung auf die Arbeitsmarktbeteiligung von Müttern in Deutschland und Frankreich. Hat Frankreich die Nase vorn?

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