Sie waren schon in vielen Weltstädten tätig, in Rom, in New York. Was hat Sie nach Paris gezogen?
2013 hatte ich einen Anruf von meinem Ex-Chef bekommen, dass eine Stelle als Art Direktorin in einer internationalen Werbeagentur in Paris zu vergeben wäre, ich solle mich doch mal dort vorstellen. Nach einem Skype Gespräch mit dem Kreativchef landete ich 5 Tage später in Paris und habe die Werbekampagnen für Nissan in Europa 2 Jahre lang gestaltet.
Verbinden Sie Paris als Fotografin mit besonderen Herausforderungen?
Auf jeden Fall! Ich denke vor allem an die vielen guten Fotografen hier. Wo man sich umsieht, trifft man auf tolle und interessante Arbeiten. Das kann sehr inspirierend sein, aber auch sehr herausfordernd.
Hat sich im Laufe der Fotoprojekte Ihre Perspektive auf Paris verändert?
Es dauert einige Zeit, bis sich meine Perspektive auf eine Stadt verändert. Das ist wie mit einer Beziehung. Am Anfang ist alles neu und aufregend. Später erst lernt man den Menschen näher kennen mit all seinen Höhen und Tiefen. Ich denke, das ist genau der Punkt, an dem viele aufgeben, vor allem in so schnellen, medialen Zeiten wie heute. Es ist also ein sehr großer Unterschied, in eine Stadt zu reisen, oder in einer Stadt zu leben. Bevor ich nach Paris zog, hatte ich den Eiffelturm und romantische schwarz-weiß Fotografien von Henri Cartier-Bresson und Robert Doisneau im Kopf. Was sich verändert hat? Ich habe ein junges, dynamisches Paris kennengelernt, mit bunten und verrückten Facetten und Kulturen.
Ihre Fotos zeigen eine gewisse Leichtigkeit, manchmal den Umständen zum Trotz wie im Falle der Überschwemmungen. Ist Ihnen ein positiver Blick auf Paris wichtig?
Eine allgemeine Positivität ist Teil meiner Persönlichkeit. Man muss die Dinge mit einer gewissen Leichtigkeit nehmen, ohne dabei oberflächlich oder banal zu sein. Im Gegenteil, ich denke, dass Gelassenheit und Humor gerade in diesen Zeiten eine sehr wichtige Charaktereigenschaft in unserer Gesellschaft sind. Meine Fotoserie „Lasagna Elettorale“ z.B., die im Regierungspalast in Rom ausgestellt wurde, war eine Anspielung auf die Art und Weise, wie sich der Wahlkampf auf den Straßen Rom’s abspielt. Die Dinge mit anderen Augen zu sehen und negative Umstände mit Humor und gewisser Ästhetik in Kunst zu verwandeln, das finde ich immer ganz spannend. Die Pariser können ja auch oft eher einen gestressten und unfreundlichen Eindruck machen, die Fotomontagen der Überschwemmungen mitten im Sommer waren ein visueller Versuch, das Ganze nicht all zu pessimistisch zu nehmen.